Der Fotograf Ahmad Mahamad gehört zu den Hunderttausenden Vertriebenen, die Opfer der anhaltenden Krise in der Zentralafrikanischen Republik sind. Die internationale Aufmerksamkeit für das Land ist gering und steht in keinem Verhältnis zur Not der Menschen. 2013 hatte eine blutige Machtübernahme das Land destabilisiert - seither prägt Gewalt die Situation dort. Muslimische und christliche Gruppen - die Seleka-Rebellen und die Anti-Balaka-Milizen - bekämpfen sich. Der Konflikt zwischen den Gemeinschaften, der das Land spaltet, hat aber nichts mit einem Religionskrieg zu tun – ihm liegen Machtinteressen zugrunde.
Unter den Bildern unserer Reportage sind auch Fotos von Ahmad Mahamad, die vom schwierigen Leben in kleinen Schutzenklaven erzählen. In der Zentralafrikanischen Republik starben 5.000 Menschen infolge des Konflikts, 800.000 flohen im Land und zahlreiche Menschen in die Nachbarländer Tschad, Kamerun und Demokratische Republik Kongo.

Fast 700 Menschen sind seit März 2014 auf dem Gelände einer Kirche in Carnot untergekommen. Unter ihnen ist auch Ahmad Mahamad. Die Kirche ist derzeit die letzte Zufluchtsstätte für Muslime in Carnot, der drittgrößten Stadt Zentralafrikas im Südwesten der Zentralafrikanischen Republik.

Die Menschen brachten sich vor den Vergeltungsmaßnahmen der mehrheitlich christlichen Anti-Balaka in Schutz, nachdem zuvor die größtenteils muslimischen Seleka-Rebellen ihrerseits Gräueltaten verübt hatten. Jeden Sonntag räumen die Muslime in der Kirche in Carnot ihre Habseligkeiten aus dem Weg, damit die Christen ihren Gottesdienst abhalten können.

Insgesamt gibt es mehr als 50 solcher Enklaven in der Zentralafrikanischen Republik. Der Konflikt hat mindestens 5.000 Todesopfer und zehntausende Verletzte gefordert. Über 800.000 Menschen sind ins Landesinnere, aber auch in den Tschad, nach Kamerun und in die Demokratische Republik Kongo geflohen.

Seit Dezember 2013 hat Ärzte ohne Grenzen die medizinische Hilfe im Land verdoppelt. Derzeit leiten wir 21 Projekte in der Zentralafrikanischen Republik sowie fünf weitere Programme für Flüchtlinge in den Nachbarländern.

In den Enklaven, wie hier in Carnot, müssen Männer, Frauen und Kinder auf engstem Raum ausharren und warten, bis sich die Lage entspannt. Alle hoffen, dass sie eines Tages in ihr altes Leben zurückkehren können. „Wir leben wie Gefangene, wir können nicht hinausgehen und haben nichts zu tun“, beschreibt Ahmad Mahamad den Alltag auf dem Gelände der Kirche in Carnot. „Früher war ich Fotograf.“

„Ich betrieb ein Fotogeschäft. Die Leute kamen zu mir, um Porträts machen zu lassen oder um Bilder zu entwickeln. Als die Drohungen anfingen, musste ich alles zurücklassen. Ich weiß nicht, was aus meinem Geschäft geworden ist“ schildert Ahmad Mahamad seine Situation.

„Das ist der Brunnen, der uns zur Verfügung steht. Von hier beziehen wir unser Trinkwasser und das Wasser, was wir zum Waschen und Kochen benötigen.“

„Ein bis zwei Mal pro Woche kommen die Leute von Ärzte ohne Grenzen, um nach den kranken Menschen zu schauen. Ihr Krankentransport ist für uns das einzige Mittel, das Krankenhaus sicher und ohne allzu große Angst vor Angriffen zu erreichen. Einer der Vertriebenen hier in Carnot ist unser Gesundheitsbeauftragter. Per Telefon kann er bei einem Notfall den Krankenwagen rufen.

„Etwa hundert Kinder leben hier mit uns auf engstem Raum. Im Moment haben viele Malaria. Andere werden aufgrund der schlechten Lebensbedingungen krank.“ Fast alle Menschen hier haben außerdem Angehörige verloren oder wurden Opfer von Gewalt. Vor den Toren der Kirche stehen Soldaten, die die Menschen drinnen vor Angriffen schützen sollen.

„Tagsüber sitzen die Männer im Schatten des Gebäudes und warten. Diejenigen, die versucht haben hinauszugehen, wurden angegriffen. Vor zwei Wochen wurde ein 22-jähriger Mann mit einer Machete getötet.“