Hilfe in den Nachbarländern der Ukraine
Vor allem Kinder, Frauen und alte Menschen flohen zu Fuß, mit dem Auto oder dem Zug vor der Gewalt in der Ukraine. Mehr als 7,3 Millionen Menschen verließen ihre ukrainische Heimat und suchen bzw. suchten Schutz in Nachbarländern wie Polen, der Slowakei oder der Republik Moldau. Allein in Polen sind mittlerweile mehr als 4,3 Millionen Menschen angekommen. Es gibt diejenigen, die in den Nachbarländern bleiben und jene, die in ein anderes Land weiterreisen. Mittlerweile sind mindestens 2,3 Millionen Menschen wieder in die Ukraine zurückgekehrt.
So helfen wir auf beiden Seiten in den Grenzgebieten
- Wir unterstützen lokale Behörden mit medizinischen Schulungen.
- Von Polen aus liefern wir Hilfsgüter in die Ukraine.
Lokale Behörden und die Zivilgesellschaft konnten die humanitären und medizinischen Bedarfe weitestgehend decken. Eine große Frage ist, was längerfristig geschieht, viele Freiwillige müssen an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Unser Blick richtet sich deshalb auch darauf, perspektivisch Lücken zu schließen. Überall dort, wo unsere medizinische Arbeit dringend gebraucht wird, unterstützen wir die Geflüchteten und die lokalen ehrenamtlichen und professionellen Helfer*innen mit unserer Expertise.
Große Hilfsbereitschaft in Polen
Dank des großen Engagements der Bevölkerung war unsere Hilfe für Flüchtende in Polen nur begrenzt notwendig. Vor allem lokale Behörden, Nichtregierungsorganisationen, zivilgesellschaftliche Gruppen und Freiwillige leisteten Hilfe. In Warschau, Lodz, Breslau, Kattowitz und Krakau haben wir Transitzentren und Notunterkünfte für Geflüchtete besucht. Dem Roten Kreuz in Lublin und zu einer Aufnahmestelle nahe des Grenzübergangs Zosin haben wir Hilfsgüter geliefert. Zudem bringen wir von Polen aus Hilfsgüter in die Ukraine. Polen war bisher unsere wichtigste Route, um Personal und Hilfsgüter in die Ukraine zu bringen. Aktuell unterstützen wir das Gesundheitsministerium dabei, Behandlungen für Patient*innen mit (medikamentenresistenter) Tuberkulose bereitzustellen. Das schließt Patient*innen, die wir vormals in der Ukraine behandelt haben, ein.
In medizinischer Hinsicht ist eines meiner Hauptanliegen für die nächsten Wochen die Kontinuität der Versorgung von Patient*innen mit chronischen Krankheiten. Die Geflüchteten aus der Ukraine müssen ihre üblichen Medikamente gegen Bluthochdruck, Diabetes, Epilepsie, psychiatrische Erkrankungen, Tuberkulose und andere gesundheitliche Probleme erhalten. Wenn sie nicht regelmäßig Zugang zu Medikamenten haben, wird sich ihre Krankheit verschlimmern und vielleicht sogar einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machen.
- Felipe van Braak, medizinischer Projektleiter in Polen
Die polnische Stadt Przemyśl, mit ihren etwa 60.000 Einwohner*innen, liegt nur etwa 15 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Seit Kriegsbeginn haben dort Tausende Menschen die Grenze überquert.
Grenzübergang Palanca, Republik Moldau: Flucht vor den Bomben
Am Grenzübergang Palanca sind nach Kriegsbeginn täglich Tausende Ukrainer*innen angekommen. Für viele Geflüchtete ist die Republik Moldau mit ihren 2,6 Millionen Einwohner*innen nur ein Zwischenstopp auf ihrer Flucht nach Polen, Rumänien und in andere europäische Länder. Seit Beginn des Krieges kamen eine halbe Million Geflüchtete in der Republik Moldau an.
Am 12. März begann Ärzte ohne Grenzen in Palanca mit der medizinischen und psychologischen Erstversorgung der Menschen sowie mit der Unterstützung von Familien, die aus Mykolajiw und der Region Odesa geflohen waren - diese Aktivitäten sind inzwischen abgeschlossen und wurden an andere humanitäre Organisationen übergeben. Am Grenzübergang Otaci und in der Hauptstadt Chișinău hatten wir vergleichbare Aktivitäten. In Otaci schulten wir bereits lokale Freiwillige in psychologischer Ersthilfe, in Chișinău leisteten unsere Teams psychologische Ersthilfe in den Aufnahmeeinrichtungen. Auch diese Aktivitäten sind inzwischen abgeschlossen und wurden an andere humanitäre Organisationen übergeben.
Erschöpft und traumatisiert erreichen Geflüchtete die Slowakei
Mehr als eine halbe Million Menschen haben seit Beginn des Krieges die Grenze zur Slowakei überquert, mittlerweile sind mehr als 270.000 Menschen zurückgekehrt. Die lokalen Behörden und die Zivilgesellschaft können den Unterstützungsbedarf in der Slowakei decken. Wir haben eine Absichtserklärung mit dem örtlichen Gesundheitsministerium unterzeichnet, um medizinische Hilfsgüter ins Land bringen zu können. Zudem haben wir für Angestellte des slowakischen Gesundheitssystems Trainings im Bereich von Infektionskrankheiten wie (resistenter) Tuberkulose abgehalten. Sie sind dafür gedacht, entsprechende Erkrankungen ankommender Geflüchteter noch besser erkennen und eine entsprechende Versorgung initiieren zu können.
Auf ukrainischer Seite unterstützten wir Geflüchtete in Uzhhorod und Iwano-Frankiwsk mit Schulungen zur psychischen Gesundheit. In Iwano-Frankiwsk sind wir in einer Klinik aktiv, die von Ärzt*innen geleitet wird, die selbst vertrieben wurden. Wir bieten Gruppentherapie-Sitzungen und individuelle Konsultationen für Vertriebene an.
06.07.2022
Ungarn: Unterstützung lokaler Initiativen
In Zusammenarbeit mit ungarischen Organisationen und Ärzt*innen haben wir mobile Kliniken betrieben und psychologische Ersthilfe angeboten. Zurzeit haben wir keine Aktivitäten mehr.
Russland: Evaluierung in der Grenzregion
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks sind bereits mehr als 1,4 Millionen Menschen aus der Ukraine über die Grenze nach Russland gekommen. Wir prüfen weiterhin, ob dort ein Bedarf an medizinischer humanitärer Hilfe besteht. In den Regionen Archangelsk und Wladimir arbeiten wir mit den Gesundheitsbehörden zusammen, um die Behandlung für Patient*innen mit Tuberkulose zu verbessern. Im Rahmen unseres Projektes in Moskau und St. Petersburg, bei dem wir mit lokalen Organisationen zusammenarbeiten, konnten wir eine Zunahme der Behandlungen von Menschen mit HIV feststellen. Darunter sind Ukrainer*innen, die auf ihrer Flucht keinen Zugriff zu den von ihnen benötigten Medikamenten hatten. Unser Team war in Rostow, Woronesch und Belgorod besucht. In Rostow haben wir Lebensmittel, Hygienesets, wichtige Hilfsgüter und Medikamente gespendet, die an die Vertriebenen verteilt werden sollen. Wir setzen unsere Unterstützung mit Lebensmitteln und Hygienesets fort.
Belarus: Bereitschaft zur Hilfeleistung
Schätzungen des Belarus State Border Commitee zufolge haben seit dem 24. Februar mehr als 32.000 Ukrainer*innen die Grenze nach Belarus überquert. In den Regionen Minsk, Brest, Gomel und Wizebsk behandeln wir Patient*innen aus der Ukraine, unter ihnen sind viele Kinder und Erwachsene. Es besteht ein großer Bedarf an psychologischer Unterstützung.
Wir berufen uns - wenn nicht anders gekennzeichnet - bei der Zahl der Menschen aus der Ukraine, die seit Beginn des Krieges auf der Flucht sind, auf Angaben des United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR).
Mit Ihrer Spende helfen Sie uns Leben zu retten. Wir helfen zum Beispiel Geflüchteten aus der Ukraine, Syrien oder Venezuela, mangelernährten Kindern in Afghanistan, nach Überschwemmungen im Südsudan oder Dürren in Madagaskar. Wir sind in mehr als 70 Ländern aktiv.

Überblick: Unsere Hilfe in der Ukraine
Angesichts des Krieges leisten wir humanitäre Hilfe. Wir liefern Hilfsgüter, helfen medizinisch sowie psychologisch und evakuieren Patient*innen. Zivilist*innen müssen geschützt werden!

Menschen auf der Flucht
Flucht macht krank. Mehr als 100 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Gewalt und Verfolgung in Syrien, Myanmar oder dem Südsudan. Die meisten Menschen sind jedoch Binnenvertriebene. Wir helfen ihnen an verschiedenen Stationen ihres Weges.