Wenn jemand an der Viruserkrankung Hepatitis E erkrankt, können zwar die Symptome behandelt werden – ein wirksames Medikament gibt es nicht. Hepatitis E kann zum Tod führen und ist vor allem für Schwangere sehr gefährlich. Im vergangenen Jahr ist die Krankheit im Südosten des Tschads ausgebrochen. Seitdem arbeiten Hunderte unserer Mitarbeiter daran, Menschen zu testen und zu behandeln und aufzuklären. Was sie tun – erfahren Sie es hier:

In Am Timan spielen Menschen im Sand einer Landebahn Fußball. Die Stadt liegt in der Region Salamat im Südosten des Tschads. Seit dem Hepatitis-E-Ausbruch im September 2016 sind mehr als 600 unserer Mitarbeiter dort aktiv. Rund 900 Patienten mit Verdacht auf Hepatitis E hat unser Team bislang versorgt. Bei 70 von ihnen konnte die Viruserkrankung nachgewiesen werden. Der Tschad ist das fünftgrößte Land Afrikas und hat 11,5 Millionen Einwohner.

In Am Timan leben auch viele Geflüchtete. Suad zum Beispiel lebt mit ihren neun Kindern seit 2014 in der Stadt. Sie mussten vor der Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik fliehen. Mehr als 250.000 Geflüchtete aus Darfur und aus der Zentralafrikanischen Republik leben derzeit im Tschad. Sie erhalten vom Staat kaum Unterstützung.

Viele Menschen in der Region Salamat leben außerhalb der Stadt in kleinen Dörfern oder gehören Nomadengemeinschaften an. Sie ziehen mit ihrem Vieh umher und nutzen solche verunreinigten Flüsse als Wasserquellen. Die meisten Fälle von Hepatitis E werden in den abgelegenen Dörfern entdeckt. Deswegen versuchen unsere Teams, auch sie zu erreichen, aufzuklären, zu testen und zu behandeln.

Auch die zwanzigjährige Zayka Said gehört einer halbnomadischen Gemeinschaft an. Sie war schwanger und kam mit Blutungen zu uns in Behandlung. Ihr Baby konnte nur noch tot geboren werden. Sie selbst konnte nach wenigen Tagen wieder nach Hause zurückkehren. Hepatitis E ist besonders gefährlich für Schwangere und ihre ungeborenen Kinder. Die Sterberate liegt bei 30 Prozent.

Auf dem Bild sieht man unsere Gynäkologin Dr. Veronica Siebenkotten-Branca in der Geburtsstation unseres Krankenhauses in Am Timan. Sie erklärt: „Ein wirksames Medikament gegen Hepatitis E gibt es nicht. Wir können daher nur die Symptome behandeln: Wir geben ihnen Flüssigkeitsinfusionen, Zucker und Medikamente gegen den Durchfall. Auch so können wir das Leben der meisten Frauen retten.“

Mahmat Alkhali ist 14 Jahre alt und wohnt in dem Dorf Siebe. Unser Team konnte bei ihm Symptome von Hepatitis E feststellen, unter anderem Gelbsucht. Dabei verfärben sich die Haut und das Weiße der Augen gelblich. Hepatitis E ist ein Virus, der zu Leberversagen und zum Tod führen kann. Andere Krankheitssymptome sind Appetitlosigkeit, Erbrechen und starke Schmerzen.

Der 25-jährige Ngomdimadje Tamingar war unser erster Patient in Am Timan, der seine Hepatitis E Erkrankung überlebt hat. Er sagt: „Heute bin ich ein Überlebender. Denn solange ich atme, habe ich diese potentiell tödliche Krankheit überlebt. Vor mir sind zwei Frauen daran gestorben. Mich als Überlebenden zu bezeichnen, ist wahr, und es ist voller Hoffnung.“ Hepatitis E kann behandelt werden, aber ein Medikament dagegen gibt es nicht.

Hepatitis E ist vor allem in armen Ländern verbreitet und wird durch verunreinigtes Wasser und schlechte Hygieneverhältnisse übertragen. In Am Timan müssen die Menschen, weil es an Wasser mangelt, selbst im Flussbett des Bahr Azoum Flusses danach graben. Neben der medizinischen Hilfe haben wir daher ein Programm zur Hygieneförderung gestartet.

Abdoulaye leitet unser Team zur Hygieneförderung mit 24 Promotern. Sie veranstalten Lehrveranstaltungen, um über die Symptome von Hepatitis E aufzuklären, aber auch Prävention zu betreiben. Sie erklären zum Beispiel, wie wichtig es ist, sich die Hände mit Seife zu waschen und extra gechlortes Wasser zu benutzen.

Am Eingang des Krankenhauses in Am Timan wurde eine Station zum Händewaschen eingerichtet. Die Hände zu waschen ist eine der wichtigsten Präventivmaßnahmen gegen die Ausbreitung von Hepatitis E. Zudem haben wir eine großflächige Kampagne gestartet und 72 Wasserstellen in der Stadt mit Chlor gesäubert. So konnten in einer Woche mehr als 10 Millionen Liter gechlortes Wasser bereitgestellt werden.