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Video: Der Kampf gegen Diphtherie in Bangladesch

Eine Krankheit, die man sonst nur aus dem Lehrbuch kennt: Unsere Mitarbeiter erzählen von den Herausforderungen bei der Behandlung von Diphtherie, die unter geflüchteten Rohingya in Bangladesch ausgebrochen ist.

Der letzte große Diphtherie-Ausbruch liegt Jahrzehnte zurück. Die meisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kannten die Krankheit nur aus Lehrbüchern. Doch im Dezember brach Diphtherie in den Lagern für geflüchtete Rohingya im Südosten von Bangladesch aus. Durch die schwierigen Lebensbedingungen und den fehlenden Impfschutz konnte sie sich schnell ausbreiten. Tausende Menschen, besonders Kinder, erkrankten.

Als im Bezirk Cox’s Bazar in Bangladesch Diphtherie ausbrach, waren unsere Teams zunächst ziemlich überfordert. In den ersten Wochen war es schwierig, den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen. Viele Patientinnen und Patienten kamen gleichzeitig an, manchmal sogar in Minibussen. Gleichzeitig hatten unsere Mitarbeiter kaum Erfahrungen mit der Krankheit. Sie kannten sie höchstens aus Lehrbüchern – denn der letzte Ausbruch von Diphtherie liegt Jahrzehnte zurück. Sie mussten schnell lernen, wie man Diphtherie-Patienten am besten behandelt.

In der Region leben inzwischen fast 700.000 geflüchtete Rohingya. Sie sind über die letzten sechs Monate vor der Gewalt in Myanmar geflohen. Dazu kommen Tausende andere, die dort schon aufgrund von vorherigen Krisen Schutz suchten. Sie alle leben in großen überfüllten provisorischen Lagern. Durch die dort herrschenden Bedingungen können sich Krankheiten, die durch die Luft übertragbar sind, leicht verbreiten.

Es kommen immer neue Flüchtende an

Während die Zahl der Diphtherie-Erkrankungen inzwischen zurückgeht, bleibt die Lage in der Region angespannt. Weiterhin kommen jede Woche einige Hundert Flüchtende an. Sie erzählen, dass sie zuhause bedroht werden. Ihre Dörfer sind fast vollständig verlassen. Um das Geld für die rettende Überfahrt nach Bangladesch bezahlen zu können, verkauften sie alles, was sie besitzen.

In Myanmar hatten die vielen Flüchtenden kaum Zugang zu medizinischer Versorgung und somit auch nicht zu Impfungen. Dies und die schlechten Lebensbedingungen in den Lagern führen dazu, dass die Menschen einem hohen Risiko für Krankheitsausbrüche ausgesetzt sind. Ein weiterer Anlass zur Sorge: Mit der anstehenden Regenzeit wächst die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten, die über das Wasser übertragen werden wie zum Beispiel Cholera.

Ärzte ohne Grenzen hat seit dem Beginn der Massenflucht der Rohingya aus Myanmar Ende August 2017 seine Nothilfe massiv ausgeweitet. Bis zum 31. Januar wurden in Cox’s Bazar mehr als 4.280 Patienten mit Diphtherie behandelt, die meisten von ihnen waren zwischen fünf und 14 Jahren alt. Auf dem Höhepunkt des Ausbruchs betrieb Ärzte ohne Grenzen drei Diphtherie-Behandlungszentren. Mit dem Rückgang der Fälle in den letzten Wochen ist noch eines davon aktiv, während die anderen zwei wieder ihre vorherige Arbeit als Notaufnahme sowie pädiatrische und Mutter-Kind-Einrichtungen aufgenommen haben.