Im Bundesstaat Borno sind zehntausende Menschen vor der Gewalt zwischen Boko Haram und dem nigerianischem Militär geflohen. Mittlerweile kommen aber sogar mehr Menschen durch die katastrophalen Lebensbedingungen in den Lagern ums Leben als durch den Konflikt. Vor allem die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist völlig unzureichend. Besonders bei Kindern kann schwere Mangelernährung schnell lebensbedrohlich werden. In zahlreichen Orten im Bundesstaat Borno untersuchen wir Kinder unter fünf Jahre auf ihren Ernährungsstatus. Der Nahrungsmittelnotstand wurde ausgerufen und wir fordern massive Unterstützung. Erfahren Sie in unserer Reportage mehr über die Situation der Menschen und unsere Hilfe.

Mütter warten in Beni Sheik mit ihren Kindern auf die Untersuchung. Oft wissen sie nicht, dass ihr Kind mangelernährt ist, bringen es aber dennoch zu uns, weil sie eine andere Erkrankung vermuten. Die meisten Kinder stammen aus Familien von Vertriebenen, die jetzt unter der lokalen Bevölkerung leben. Beni Sheik liegt im Westen des Bundesstaats Borno, wohin in den vergangenen Monaten Tausende geflohen sind.

Diese Frau und ihre Kinder leben in Beni Sheik in einem Lager, das ehemals eine Sekundarschule war: “Niemand hier kann seine Familie auch nur einen Tag lang ernähren. Für eine Mahlzeit müssen wir Brennholz verkaufen. Aber wenn wir keine Kraft haben, um das Holz zu sammeln, müssen wir betteln.”

Al Zara stammt aus einer Stadt, die immer wieder von Boko Haram gewaltsam angegriffen wird. Ihr Sohn, selbst Vater von zwei Kindern, wurde während einer dieser Übergriffe getötet. Mit ihrer Schwiegertochter und zwei Enkeltöchtern ist sie in unser therapeutisches Ernährungszentrum gekommen. Beide Kleinkinder sind schwer mangelernährt und wurden daher nach Beni Sheik gebracht.

Das fünf Monate alte Baby von Zara Alamin wird in unserem ambulanten Ernährungszentrum behandelt. Obwohl das Baby eine der schwersten Formen von Mangelernährung aufweist, kann es ambulant behandelt werden – solange es keine Komplikationen oder Begleiterkrankungen gibt. Allein vom 20. bis 22.Juli versorgten wir in dem kleinen Grenzort Banki mehr als 4.900 Kinder mit therapeutischer Nahrung, weitere 3.600 Familien bekamen Nahrungsmittel-Nothilfe.

Dieses Mädchen musste in das nächstgrößere Krankenhaus gebracht werden, weil sie wegen einer akuter Mangelernährung stationär behandelt werden muss. Ihr Vater wurde während eines Angriffs von Boko Haram vor drei Jahren getötet, die Mutter muss sich nun alleine um sieben Kinder kümmern. Sie leben von dem, was ihr ältester Sohn erbettelt.

Mangelernährung ist eines der größten Probleme im nigerianischen Bundesstaat Borno. Die durch den Konflikt mit Boko Haram Vertriebenen mussten auch ihre Äcker und Felder zurücklassen. Selbst wenn es einige Anbauflächen gibt, sind sie längst nicht groß genug, um die tausenden Menschen zu ernähren. Die Versorgungslage ist sowohl in abgelegenen Gebieten wie auch in der Hauptstadt Maiduguri katastrophal.

“Bis jetzt ist die geleistete Hilfe völlig unzureichend und unkoordiniert. Sie geht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei, die an den Folgen dieses Konfliktes leiden”, sagt Natalie Roberts, Leiterin unseres Nothilfeprojekts für die Region. Um eine noch größere humanitäre Katastrophe zu verhindern, müssen sofort Nahrung und medizinische Hilfe nach Borno gebracht werden – auch in abgelegene Gebiete.