Der Fotograf Ton Koene bereiste 2016 den Norden Iraks. Er dokumentierte das Leben der vielen Vertriebenen und das der Rückkehrern in den Regierungsbezirken Sulaymaniyah und Diyala. Dort hat der seit Jahren andauernde Krieg tiefe Spuren im Leben der Menschen hinterlassen. Viele haben geliebte Menschen sowie ihr Hab und Gut verloren. Das Leid, das sie ertragen mussten, ist eine große seelische Belastung. Die Bilder zeigen auch die massive Zerstörung, die nach schweren Kämpfen mit dem sogenannten Islamischen Staat zurückgeblieben ist.

Große Teile der Stadt Jalawla in der Provinz Diyala im Nordosten des Iraks sind nach schweren Kämpfen zerstört und verlassen. „Die ausgebrannten Läden und die verlassene Stadt sind das Resultat des Terrorismus“, sagt Ahmed, Besitzer einer Schneiderei in Jalawla. „Als wir kürzlich zurückgekehrt sind, haben wir alle Läden ausgebrannt vorgefunden. Ich musste meinen Laden wieder neu aufbauen und ganz von vorne anfangen. Andere sind noch nicht zurückgekehrt, aber ich hoffe, dass alles bald besser wird.“

Wir haben unsere Teams im Irak beständig vergrößert, sie sind in elf Regierungsbezirken präsent. Viele internationale Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen sind vor Ort und die Anzahl nationaler Mitarbeiter wächst. Wir bieten medizinische und psychologische Leistungen an und stellen Hilfsgüter bereit. Unsere Hilfe für Vertriebene, Zurückgekehrte und Geflüchtete aus Syrien ist kostenlos. Das Bild zeigt eine Szene aus dem Alltag in einem der Vertriebenenlager in Khanaqin im Regierunsbezirk Diyala.

In den Vertriebenenlagern in Khanaqin betreiben wir zwei Gesundheitszentren, die speziell auf Behandlungen für chronisch Kranke ausgerichtet sind. Unser irakischer Arzt Musa Najee Aziz (rechts im Bild) untersucht einen Patienten, der unter Bluthochdruck leidet. Der ältere Mann soll nun regelmäßig zur Kontrolle in unsere Einrichtung kommen und wird kostenlose Medikamente erhalten.

Die Patientin rechts im Bild hat eine Diabetes-Erkrankung und Herzbeschwerden. Auch sie soll nun regelmäßig in die Sprechstunde in einem unserer Gesundheitszentren für chronische Krankheiten kommen.

Die Menschen haben viel durchgemacht und benötigen nicht nur medizinische Hilfe. Daher bieten wir in den Lagern in Khanaqin auch Gesundheitsaufklärung und gemeinschaftsbildende Aktivitäten an. Im Bild rechts ist unseren Mitarbeiter Roberto zu sehen – Zuwendung und Zuhören sind wichtig.

Wir betreuen die Menschen in den Lagern in Khanaqin auch psychologisch. Unsere Psychologin Eva (Bildmitte) arbeitet für eines der Teams dort. Bislang haben wir fast 900 Einzel- und mehr als 7.000 Gruppensitzungen abgehalten. Wir haben die Menschen zunächst in ihren Unterkünften besucht. Seither nehmen sehr viele unser Angebot wahr.

Auch in dieser Runde ist unsere Psychologin Eva dabei. Der Verlust von Wohnungen und Häusern und die Erfahrung, Familienmitglieder verloren zu haben, belasten die Menschen sehr. Viele wünschen sich nichts sehnlicher, als nach Hause zurückzukehren. Hussein, einer der Bewohner der Camps in Khanaqin sagt: „Wir leben hier mit all unseren Angehörigen in Zelten. Wir mussten vor den Terroristen fliehen, die in unsere Region kamen. Wir mussten fliehen, aber wir wollten nicht in ein anderes Land fliehen.“

Im Notfallkrankenhaus in der Stadt Sulaymaniyah im gleichnamigen Regierungsbezirk unterstützen wir das Personal des Gesundheitsministeriums auf der Rettungsstelle und auf der Intensivstation. Monatlich behandeln wir dort rund 2.650 Patienten und Patientinnen.

Wir begleiten unsere irakischen Kolleginnne und Kollegen im Notfallkrankenhaus in Sulaymaniyah, um ihnen während der Arbeit beratend zur Seite zu stehen. Ziel ist die Verbesserung der medizinischen Qualität der Behandlungen. Rechts im Bild ist unser Arzt Gordon zu sehen.

Unsere Krankenschwester Alison arbeitet ebenfalls in Sulaymaniyah. Wir springen auch ein, wenn es an Medikamenten mangelt und leisten finanzielle Unterstützung bei den Gehältern für die 650 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krankenhauses.