2017 war für uns einmal mehr ein bewegendes Jahr. In unserem Rückblick zeigen wir Ausschnitte aus unseren medizinischen Projekten in rund 70 Ländern weltweit. Die weltweiten Fluchtbewegungen und Vertreibungen haben auch dieses Jahr unsere Arbeit stark geprägt. In rund 40 Ländern versorgen wir daher Menschen auf der Flucht.

Unser Jahr 2017 beginnt eisig kalt: 2.000 Geflüchtete und Migranten sind im Januar in Belgrad gestrandet. Bei eisigen Temperaturen um minus 16 Grad schlafen sie teilweise im Freien oder in verlassenen Lagerhäusern. Freiwillige Helferinnen und Helfer aus der Bevölkerung werden von den Behörden daran gehindert, Winterkleidung zu verteilen. Unter unseren Patienten sind auch Menschen mit Unterkühlung. Wir tun unser Bestes, um die Geflüchteten medizinisch zu versorgen. Auch in Griechenland wie z.B. auf den Inseln Lesbos und Samos befinden sich Menschen in einer ähnlichen Situation und wir versuchen, sie zu unterstützen.
Paul Hansen/Dagens Nyheter

Die Krise in Borno im Nordosten Nigerias reißt nicht ab: Der Bundesstaat ist Hauptschauplatz des Konfliktes zwischen Boko Haram und der nigerianischen Regierungsarmee. Viele Regionen sind dort aufgrund der heiklen Sicherheitslage unzugänglich. Allein im Nordosten wurden 1,8 Millionen Menschen vertrieben. Mehr als die Hälfte von ihnen hält sich in Maiduguri, der Hauptstadt von Borno, auf. Insgesamt mussten mehr als 2,6 Millionen Menschen fliehen. Niemand weiß, ob und wann sie zurückkehren können. Die Folgen: Es wird kaum noch Nahrung produziert, sodass besonders Kinder drastisch mangelernährt sind. Wir leisten medizinische Hilfe und verteilen Lebensmittel. Bis heute sind viele Menschen dort komplett von humanitärer Hilfe abhängig.
MSF

Im Zentrum des Südsudan haben wir 2017 erfolgreich einen neuen Ansatz ausprobiert: In dem Land leiden viele Menschen massiv unter der Gewalt durch den seit 2013 anhaltenden Bürgerkrieg. 3,6 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Zum Teil suchen sie im Buschland oder in Sumpfgebieten Schutz. Um sie weiterhin versorgen zu können, gehen wir seit diesem Jahr in einige Regionen, wie etwa in den Bezirken Leer und Mayendit, neue Wege: Auf der Flucht werden die Vertriebenen von Gesundheitshelfern – und helferinnen aus der eigenen Gemeinschaft begleitet, die für uns arbeiten. Hunderttausende fliehen zudem über die Grenze ins Nachbarland Uganda, wo sich die Lage dramatisch zuspitzt. Mehr als eine Million Schutzsuchende benötigt dort dringend humanitäre Hilfe. Unsere Teams sind in den Flüchtlingslagern Bidi Bidi, Imvepi, Palorinya und Rhino im Einsatz. Wegen der unzureichenden Hilfe für Geflüchtete in Uganda schlagen wir Alarm und forderten mehr Unterstützung.
Siegfried Modola

Mitten in der irakischen Metropole Mossul tobt ein erbitterter Straßenkampf. Seit die Militäroffensive im Westteil am 19. Februar begann, haben Zehntausende ihr Leben riskiert, um die Stadt zu verlassen. In unseren Projekten östlich und südlich von Mossul behandeln wir viele Zivilisten. So auch die fünfjährige Faten, die im Garten ihres Hauses von einer Mörsergranate schwer verletzt wurde und sich nun langsam in unserer Klinik erholt.
Diego Ibarra Sánchez/MEMO

Der interne Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik verschärft sich seit April 2017 erneut. Bei Kämpfen zwischen bewaffneten Gruppen werden immer häufiger Zivilisten angegriffen. In Bria beispielsweise, einer Stadt mit 47.000 Einwohnern, die von verschiedenen bewaffneten Gruppen kontrolliert wird, sind ganze Wohnviertel verwaist. Viele der Einwohner suchen Zuflucht im Vertriebenenlager PK3. Das Camp war ursprünglich für rund 3.000 Menschen eingerichtet worden. Doch zu diesem Zeitpunkt leben dort 25.000 Menschen. Mit einer erhöhten Anzahl mobiler Kliniken für Kinder unter 15 Jahren ermöglichen wir dort eine minimale medizinische Grundversorgung.
Natacha Buhler/MSF

Auch 2017 versuchen Hunderttausende Menschen auf der Flucht vor Gewalt, Unsicherheit und Verfolgung in ihren Heimatländern nach Europa zu gelangen. Auf der gefährlichen Reise über Nordafrika und das Mittelmeer verlieren dabei Unzählige ihr Leben. Immer wieder kommt es zu dramatischen Situationen. Durch unsere Hilfe im Mittelmeer retten wir dieses Jahr wieder Tausende Menschen vor dem Ertrinken. Viele von ihnen berichten von den grausigen Erfahrungen, die sie in Libyen machen mussten: Folter, Zwangsarbeit und unmenschliche Haftbedingungen sind dort an der Tagesordnung. Von der EU und der deutschen Regierung fordern wir daher ein Ende der Unterstützung der libyschen Küstenwache und der Rückführung von Menschen nach Libyen.
Andrew McConnell/Panos Pictures

Der Jemen ist eines der Länder, in denen wir einen unserer größten Einsätze betreiben. Der andauernde Krieg hat gravierende Auswirkungen auf das dortige Gesundheitssystem und die Bevölkerung. Vielerorts ist die Versorgung nahezu komplett zusammengebrochen, die Menschen sind auf sich alleine gestellt. Zusätzlich werden medizinische Einrichtungen immer wieder das Ziel von militärischen Angriffen und dabei zum Teil komplett zerstört. In der ersten Jahreshälfte bricht außerdem noch eine Cholera-Epidemie aus. Wir behandeln mehr als 100.000 Menschen.
MSF

Hunderttausende Angehörige der Volksgruppe der Rohingya fliehen vor der gezielten Gewalt in ihrer Heimat Myanmar nach Bangladesch. Nach unseren Berechnungen wurden dabei zwischen August und September innerhalb eines Monats mindestens 6.700 Menschen gewaltsam getötet. Darunter sind 730 Kinder unter fünf Jahren. Als Reaktion auf die katastrophalen Bedingungen in den Flüchtlingslagern verstärken wir unsere Kapazitäten im Bereich der medizinischen Betreuung sowie der Wasser- und Sanitärversorgung.
Moises Saman/Magnum Photos for MSF

Die Provinz Kasai gehörte bis August 2016 zu den nicht umkämpften Regionen in der vom Bürgerkrieg zerrütteten Demokratischen Republik Kongo. Nach wiederholten Gewaltausbrüchen kam es dort jedoch 2017 zu einer der weltweit schlimmsten humanitären Krisen. Am schwersten betroffen sind die Menschen in den ländlichen Gebieten, in denen bis zu 400.000 Kinder von Mangelernährung bedroht sind. Wir versuchen mit mobilen Teams die Lücken in der ländlichen Gesundheitsversorgung zu schließen.
Marta Soszynska/MSF

Die Kämpfe in der syrischen Provinz Rakka sind vorbei. Trotzdem kommen noch immer Menschen mit schweren Verletzungen durch Bomben zu uns. Ehemalige Anwohner kehren in ihre Heimat zurück, doch ihre Häuser liegen in Trümmern, Straßen und Felder sind noch immer übersät mit explosiven Sprengfallen, Landminen, Munition und Raketen. In der Region unterstützen wir mehrere Krankenhäuser und bieten umfangreiche medizinische Behandlungen an.
Diala Ghassan/MSF